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„Tiny Houses“ – Dieser Begriff macht zur Zeit im Internet die große Runde. Mit ihm werden kleine, durchgeplante Häuser bezeichnet, in denen es sich auf kleinstem Raum unter 30 Quadratmeter leben lässt. Auch alternative Wohnorte wie Wohnwagen und Hausboote werden mit diesem Begriff bezeichnet. Aber wie sieht es in Deutschland aus? Kann man hier zum Beispiel im Bauwagen leben?

Soviel steht fest: Peter Lustig hätte es in Deutschland außerhalb des fiktiven Bärstadt relativ schwierig, eine Genehmigung für seinen Bauwagen zu finden. Denn alternative Wohnformen mögen in Deutschland zwar existieren, allerdings ist es sehr schwierig hierfür Genehmigungen zu erhalten. So lassen sich zum Beispiel die Straßenverkehrsordnung, auf die Bauwagen aufgrund ihres Bestimmung zugeschnitten sein müssen, und die Bauverordnungen, mit denen der Bauwagen ebenfalls kompatibel sein müsste, nicht miteinander kombinieren. Um eine dauerhafte Wohngenehmigung im Wohnwagen zu erhalten, müsste dieser zum Beispiel über höhere Decken verfügen. Das ist aber mit der Straßenverkehrsordnung nicht zu kombinieren. Auch in Sachen Brandschutz und Isolation sieht es für einen Bauwagen als dauerhafte Wohnlösung in Deutschland schlecht aus. Und selbst, wenn an eine Spezialanfertigung bestellt, die auch über eine ordnungsgerechte Toilettenanlage und die korrekten Maße verfügt, bedeutet das noch lange nicht, dass man sein Schmuckstück auch auf das Grundstück der Wahl stellen darf. Das Zauberwort heißt „Flächenbebauungsplan“ und wird von der jeweiligen Gemeinde ausgebeben. Es ist davon auszugehen, dass ein Bauwagen auf einem Grundstück in den wenigsten Gemeinderäten auf Gegenliebe stoßen wird. Aber versuchen kann man es einmal, den Wohnwagen als dauerhaften Wohnsitz als Experiment genehmigen zu lassen.

Wer plant, seinen Wohnwagen auf einen Campingplatz zu schieben, könnte ein wenig mehr Glück haben. Man kann zwar kein Wohnmobil als festen Wohnsitz anmelden, unter Umständen ist dies aber mit einem eigenen Stellplatz auf einem Campingplatz möglich. Aber auch diese Aussage lässt sich nur schwer verallgemeinern, da immer lokale Regelungen zutreffen.

Eine spannende Form des alternativen Lebens ist am Stockholmer Flughafen zu finden. Hier wurde eine gesamte Boeing 747 zum Hostel umgebaut. In dem Fluggerät, das unter dem Spitznamen „Jumbo-Jet“ besser bekannt ist, kann man nun überall übernachten. Sogar in den Triebwerken. Ob dies in Deutschland möglich sein würde, ist jedoch fraglich. Alleine der Transport eines ganzen Flugzeugs könnte schwierig werden.

Mehr Glück kann man mit dem eigenen Hausboot haben. In manchen Orten in Deutschland wird diese Form des Lebens, die insbesondere aus den Niederlanden bekannt ist, legal angeboten. Solange das Boot über keinen eigenen Antrieb und einen festen Liegeplatz verfügt, kann hier auch ein fester Wohnsitz angemeldet werden.

Allgemein lässt sich vermerken, dass alternative häusliche Niederlassungen in Deutschland nur schwer zu realisieren sind. Das liegt vor allem an den allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen, aber auch an den Flächenbebauungsplänen der Gemeinden. Über Sinn und Unsinn hiervon kann man sicher streiten… Auf jeden Fall ist es schwer zu glauben, dass eine Gemeinde, die aus Gründen eines guten Ortsbilds nur dunkle und keine roten Dächer zulässt, die Genehmigung für die Ansiedlung einer Wohnwagensiedlung ausspricht. Dass es auch anders geht, beweist zum Beispiel Hamburg: Hier gibt es bereits eine Studentensiedlung, die in ehemaligen Seecontainern, die um einiges größer sind als Bauwagen, untergebracht ist.

Wer sich eine alternative Lebensumgebung wünscht, sollte aber nicht zu schnell die Flinte ins Korn werfen. Ein Gespräch mit dem Bürgermeister und dem Gemeinderat kann vielleicht sogar etwas ermöglichen, vor allem, da aktuell verstärkt an alternativen, platzsparenden Lebensmöglichkeiten geforscht wird.